Please see all actual projects
on grafikbuero.berlin
Melanie Wiener

Tempografien | Konzept und Struktur

2010/11, ongoing

please find the english version below

 

Mein subjektives Empfinden ist geprägt vom immer schnelleren Verstreichen der Zeit, von der Beschleunigung der Lebensbewegungen. Verkürzt sich demnach auch die Gegenwart? Hat sie eine eigene Zeit oder ist sie eine ausdehnungslose Grenze zwischen Vergangenheit und Zukunft? Ein bloßer Übergang? Wie lange dauert sie? Wann ist der Gedanke, den ich denke, Vergangenheit? Die Realität des Erlebens macht deutlich, dass das Jetzt mehr ist als nur eine Grenze ohne Ausdehnung. Der Mensch lebt in der Gegenwart.Eine Gegenwart, die gefühlt immer andauert, und gleichzeitig ständig zur Vergangenheit wird. Vergangenheit und Zukunft sind für ihn nur gedanklich fassbar. Die Intention meiner Arbeit liegt im Versuch, diesen flüchtigen, kaum fassbaren Moment der Gegenwart festzuhalten. Doch wer kann Zeit festhalten, die beständig vergeht, die sich fortwährend neu gebiert? So halte ich nur ein Fragment von ihr fest, nämlich den definierten Zeitraum der Gegenwart: drei Sekunden.

 

Drei Sekunden sind die Zeit eines jeden Motivs, sie sind der rote Faden, der feste Parameter. Sie sind meine Maßeinheit für das Geschehen der Gegenwart. Aus verschiedenen menschlichen Bewegungen löse ich ein Fragment von drei Sekunden heraus und setze es ins Verhältnis zum Raum, den die Bewegung innerhalb der drei Sekunden einnimmt.

 

Tempografie ist ein Kunstwort. Es beschreibt den Kern meiner Installation. Eine Bewegung von drei Sekunden Dauer wird in fünf Fotografien aufgeteilt. Jedes Motiv besteht aus fünf Fotografien, die zu einer Tempografie zusammen gefasst werden. Tempografien geben den Begriffen Zeit und Raum im Bild eine neue Bedeutung und einen neuen Zusammenhang, der in einer zweidimensionalen Fotografie nicht sichtbar wird.

 

Zeit und Raum. Blickt man auf das Motiv, sieht man fünf Momente einer dreisekündigen Bewegung in einem Bild, in einem neuen Bildraum.
Wie die Gegenwart eine Grenze zwischen Vergangenheit und Zukunft bildet, ist die Tempografie eine Grenze zwischen Daumenkino und Film. Jedoch zeigt sie die Bewegung nicht in einer zeitlichen Abfolge, sondern gleichzeitig. Sie spielt mit der gewohnten Wahrnehmung des Betrachters. Es entsteht ein neuer Bildraum. Er hat mit dem eigentlichen Raum, in dem die Bewegung passiert, nichts zu tun, verknüpft aber innerhalb der Tempografie das Verstreichen von Zeit mit einem neuen, surrealen Raum. Das zweidimensionale Bild wird mit der dritten und vierten Dimension verbunden, Raum und Zeit sind in der Tempografie gleichermaßen sichtbar.

 

Das Verblassen der Vergangenheit. Der Blick in eine Tempografie ist ein Blick in die Vergangenheit. Die Bewegung löst sich aus der Vergangenheit heraus, kommt auf den Betrachter zu. Die Schichten der Bilder, als Metapher für die Schichten der Zeit, legen sich übereinander, wie Erinnerungen, die mehr und mehr verblassen.

 

Link zu den Motiven

 

 

Die reelle Wirkung einer Tempografie ist mit fotografischen Mitteln nicht abzubilden. Meine Arbeit folgt hier ganz dem Grundsatz von Walter Benjamin, dass ein Kunstwerk nicht reproduzierbar ist…

 

Falls Sie Interesse haben, sich die Tempografien im Original anzusehen oder eine davon zu erwerben, kontaktieren Sie mich.

mail@melaniewiener.de

 

 

 

/// My personal sensation is affected by time elapsing faster and faster, by the acceleration of life. Does, for this reason, the presence shorten itself? Has the presence its own time or is it simply a border between past and future? Just a change over? How long does it last. When is this thought I am thinking past?

3 Seconds. The reality of life shows, that „now“ is more than just a border without any extensions. Human beings live in the presence. A presence, feeling as it would last forever and becoming past constantly. Past and Future can be catched only by your thoughts. My intention aims to catch this ephemeral, almost subsumable moment of presence. But who can clip time, that is continuously passing by and is created simultaneously. I just clip a fragment of it, the defined moment of the presence: 3 seconds.

 

3 Seconds of Presence. Three seconds are the time of each motive, they are the red thread, a fixed element. For things happening in the presence they are my unit of measure. From different human movements I unhinge a fragment of three seconds and set it into relation to the space, the focused movement takes over during the three seconds.

 

Tempografie is an artificial word. It describes the quintessence of my installation. A movement with a duration of three seconds, is split into five photographies. After editing the photographies, they were fixed consecutively. Tempografien give time and space a new meaning inside a picture and a new coherency, which is not visible inside a two-dimensional photography.

 

Time and Space. While looking at a Tempografie, you can see five moments of a three second movement in one picture. As the presence builds a borderline between past and future, the Tempografie is a border between flip-book and movie. Where as the Tempografie does not show movements in a chronological order – picture after picture – like both flip-book and movie do, but simultaneously, it is playing with the familiar perception of the viewer. A new image-space is generated. It has nothing to do with the space, where the movement originally took place, but it connects elapsing of time with a new, surreal space. The two-dimensional picture is linked with the third and fourth dimension. In a Tempografie, time and space are visible comparably.

 

Fading of Memory. The view inside a Tempografie is a glance into the past. The movement unhinges out of the past, it comes up to the beholder. The layers of the pictures, as a metaphor for the layers of time, superpose each other like memories, that fade more and more.

 

link to the motives

 

It´s not possible to recreate the real effect of a Tempography by photography. In this case my work follows the idea of Walter Benjamin, that art is not reproducable…

 

In case you might be interested to see the Tempograpies in the original, or you want to purchase one of them, please do not hesitate to contact me.

mail@melaniewiener.de